Jeannette Graf - Lifestyle-Insider.com

Jeannette Graf

INTERVIEW

Sie schreibt als Bloggerin über Fashion, Lifestyle und Accessoires, arbeitet als Moderatorin, Stylistin sowie Personal Shopper und ist darüber hinaus Mutter von zwei Kindern.

14. Mai 2018

Liebe Jeannette, Du bist ein echtes Powerpaket. Seit wann begeisterst Du Dich für Fashion, Beauty und Lifestyle? 

Ich komme ursprünglich aus der Beauty-Branche, war deutschlandweit für den weltweit führenden Luxuskonzern LVMH tätig. Das machte viel Spaß. Ich hatte große Verantwortung, aber das Privatleben kam zu kurz. Irgendwann war klar, dass ich in der Stadt in der ich leben möchte, Fuß fassen muss, um später eine Familie zu gründen. Mit Mitte-Ende Zwanzig steht bei vielen Frauen eben mehr die Fortpflanzung im Vordergrund, als die Karriere… Und so habe ich beschlossen, in München zu bleiben. Mode hat mich immer interessiert, gelernt habe ich Fashion aber nie. Stil hat man einfach - oder nicht…

Es heißt ja auch: Geschmack kann man nicht kaufen…

(lacht): Mittlerweile schon! Ich biete das an. So bin ich damals in die Modebranche gewechselt, hab die Filialleitung eines Luxuslabels übernommen, eine Familie gegründet und mich dann auch getraut, als Stylistin selbstständig zu arbeiten.

Ich kann mir vorstellen, dass das am Anfang sicher nicht leicht war. Wie wird man zur erfolgreichen Fashionista?

Mit TFP-Jobs - also unbezahlten Jobs mit viel Arbeit. Nur so erarbeitet man sich einen Namen. Man bewirbt sich bei den Fotografen für ein Shooting, besorgt im Vorfeld alles und ist bei den Aufnahmen dabei. Wenn der Fotograf dann mit deiner Arbeit zufrieden ist, empfiehlt er dich weiter. Oft finden die Shootings auch für namhafte Firmen statt, die man als Referenz nutzen kann. So bin ich zu den Magazinen und Agenturen gekommen.

Und wann hast Du mit dem Bloggen begonnen?

Das war bei einer TV-Produktion für einen Werbefilm. Am ersten Tag kam mir am Set der Produktionschef entgegen und dachte, ich wäre das Model, nicht die Stylistin. Denn die laufen am Set oft wie Schlümpfe herum: Ungeschminkt, in Jeans, alles muss bequem sein. Mein Credo ist hingegen: Du musst immer aussehen, wie deine Visitenkarte. Man weiß nie, wem man begegnet. Jedenfalls schlug der Produktionsleiter vor, ich solle doch bloggen, über das, was hinter den Kulissen passiert. Die Menschen würde das interessieren - und so habe ich es einfach mal ausprobiert. Das ist jetzt zwei Jahre her. Ich poste Bilder vom Set und bin mittlerweile gut im Geschäft.

Und das ist gerade in der Fashion-Branche sehr hart umkämpft. Was unterscheidet Dich von den anderen?

Ich bin Bloggerin, weil ich Mode-, Beauty- und Lifestyle-Themen liebe. Aber Du musst einzigartig sein, in dem was Du tust. Insbesondere beim Bloggen. Wer ein Smartphone hat, macht Bilder und nennt sich Modeblogger. Was den Erfolg ausmacht, ist die Andersartigkeit. Ich bin keine 20 mehr - denn das sind die meisten Blogger - sondern Anfang 40 und spreche Frauen an, die trotz Kindern unabhängig sind, ihr eigenes Geld verdienen und stylisch sein möchten. Das sind Frauen, die ich verstehe und die mich verstehen.

Wie kann man sich das Leben als Modebloggerin vorstellen? Bekommt man viel zugeschickt?

Am Anfang postet man, was man selbst im Kleiderschrank hat. Wenn ein Bild viele Likes bekommt, erregt man Aufmerksamkeit. Bloggen ist aber auch ein Beruf, mit dem man Geld verdient. Ich kann nicht umsonst Bilder für alle Designer dieser Welt hochladen. Als Blogger muss man authentisch bleiben. Ein Label muss zu mir passen. Qualität ist auch ein Punkt, für den ich als Luxusbloggerin stehe. Ich würde daher nie mit einem Label arbeiten, das unter dubiosen Bedingungen im Ausland produziert. Nach diesen Aspekten gehe ich ganz individuelle Kooperationen ein. Die einen sind bezahlt, bei anderen bekomme ich sehr teure Kleidung geschenkt. Mittlerweile übernimmt das eine Agentur für mich.

Du musst also hinter einer Marke stehen, Dich mit ihr identifizieren und sie muss Dir gefallen?

Meine Follower glauben mir. Wenn ich sage, ich nutze diese Creme, dann stimmt das auch. Apropos Cremes: Ich werde gerade viel von Schönheitschirurgen angesprochen. Aber das unterstütze ich nicht. Es müssen schon Produkte sein, die nachvollziehbar sind. Eine Creme wirkt nach etwa vier Wochen. Wenn ich im Blog jeden Tag ein Neue vorstellen würde, nimmt man mir das nicht ab. 

Apropos Kosmetik: Wie siehst Du teure Kosmetik gegenüber Cremes aus dem Drogeriemarkt? Was sind Deine Erfahrungen?

Ich komme ja aus der Beauty-Branche, war bei Douglas Trainerin und kenne mich sehr gut aus. Es kommt immer auf die Inhaltsstoffe an. Nivea enthält auch Q10 - aber in einer Konzentration, die der Haut nichts bringt. Die Luxusmarken haben Laboratorien, die forschen - und dieses Wissen ziehe ich vor. Ich stehe auf Forschung und das kann mir der Drogeriemarkt nicht bieten. Schon als sehr junger Mensch habe ich mit hochwertiger Kosmetik angefangen und ich finde, das sieht man mir an.

In der Tat! Es lohnt sich also in sich und in gute Produkte zu investieren?

Und es ist nie zu früh dafür!

Du bekommst viel zugeschickt. Wie dürfen wir uns Dein Haus vorstellen? Steht das voll mit Kartons voller Kleidung?

Ich habe tatsächlich ein Ankleidezimmer auf 30 Quadratmetern. Gerade bauen wir ein zweites Zimmer um. Ich bin Sternzeichen Stier, für mich muss alles geordnet und strukturiert sein. Wenn ich das nicht habe, verliere ich den Überblick - und das ist auch das größte Problem meiner Kundinnen. Aber: Trotz zwei Ankleidezimmern sortiere ich rigoros alle drei Monate aus.

Und was machst Du dann mit der Kleidung?

Ich verschenke viel und verlose über den Blog. Manches verkaufe ich auch über Kleiderkreisel, ebay oder in Secondhandläden.

Wenn man so viel geschenkt bekommt, erkennt man dann den Wert dieser Sachen noch?

Absolut! Ich habe Gucci und Chanel nicht erst, seit ich blogge. Wer mich kennt, weiß, dass ich einen teuren Lebensstil habe und mir diesen selbst verdiene. Ich bin Fashion-Bloggerin, weil ich Lifestyle einfach liebe und schätze jedes einzelne Teil.

Gibt es Lieblingsmarken?

Ich stehe auf italienische Label: Dolce & Gabbana, Prada, Miu Miu, Missoni oder Twinset. Da ich viel in Südfrankreich unterwegs bin, mag ich auch französische Designer wie Isabel Marant oder Nina Kaufmann. Das sind Bohemian Labels und der Boho Style ist momentan das Trendigste, was es gibt. Alles sehr hochwertig, anders - und das passt zu mir.

Bevorzugst Du Luxuslabels oder auch junge Designer, die noch nicht bekannt sind?

Ich arbeite mit 37 Jungdesignern! Teilweise studieren die noch und senden mir ihre Sachen zum Testen, teilweise bin ich auch die Muse: Ein Jungdesigner schickt mir etwa seine Skizzen und ich sage ihm, was er ändern sollte, damit ich es anziehe. Darüber hinaus gehe ich viel auf Fashionweeks und informiere mich dort. Aber wenn ich mir richtigen Luxus gönnen möchte, dann muss es ein Luxuslabel sein: Eine Chaneltasche ist auch in 50 Jahren toll, ich kann sie an meine Tochter vererben und die könnte sie theoretisch noch zu Geld machen.

In welche Luxusklasse würdest Du also investieren?

Chanel gehört dazu, aber erst seit Karl Lagerfeld das Label zu dem gemacht hat, was es heute ist. Für mich ist er einfach der größte Designer der Welt. Es gibt viele Klassiker, die eine Frau im Schrank haben sollte - und er hat sie kreiert.

Was machst Du mit Sachen, die Du nicht schön findest?

Ich trage sie nicht, denn ich würde mich nicht wohlfühlen.    

Musst Du Dich als Bloggerin rechtfertigen, für das, was du tust?

(lacht): Nur vor meiner Familie. Mein Sohn wünscht sich zum Beispiel, dass ich „normal“ angezogen bin, wenn ich ihn von der Schule abhole. Er sagt, ich sehe immer aus, als würde ich auf eine Party gehen. Darauf nehme ich Rücksicht! Und meiner Agentur gegenüber, die mich auch mal konstruktiv kritisiert.

Zu Deinem persönlichen Lifestyle:  Du bist viel unterwegs, wo bist du geschäftlich am liebsten?

Ich habe wahnsinnige Flugangst und daher ist meine Lieblingslocation ein Ort, wo ich physisch noch nie war, gedanklich aber schon sehr, sehr oft: nämlich in New York. Für mich ist die Stadt das Nonplusultra. In Europa liebe ich Paris und London. Da ist jeder hip und die Leute lieben Mode. Ich komme mir direkt langweilig vor, im Vergleich zu den Engländerinnen, die sich viel mehr trauen und viel mehr experimentieren. Das inspiriert mich, noch offener vom Styling her zu werden.

Wie siehst Du Männer modisch?

Männer sind weniger experimentierfreudig - ausgenommen Künstler oder Sportler, die das von Berufs wegen sind. Dem Durchschnittsmann ist Mode eben nicht so wichtig und er kleidet sich sehr dezent. Das beste Schmuckstück eines Mannes ist ohnehin die Frau an seiner Seite.

Besser kann man es nicht formulieren. Was sind die Ziele einer Jeannette Graf?

Ich habe tatsächlich noch Ziele und die sollte wirklich jeder haben! Nur dann gehen sie in Erfüllung. Früher hat man mich oft belächelt - und trotzdem habe ich alles erreicht, was ich wollte! Mein heutiges Ziel: Ich möchte d i e Fashionexpertin Deutschlands sein. Wenn es um Mode geht, soll mein Name fallen.

Aus Dir spricht Ehrgeiz -  aber der ist auch nötig, um Dinge zu erreichen. Welche Projekte stehen kurzfristig an?

Aufgrund des Blogs kommen gerade einige TV-Sender auf mich zu. Es wird keine Modesendung mit mir geben, aber ich werde als Expertin bei einigen Projekten dabei sein. Das ist wichtig für mich als Bloggerin. Öffentlichkeit bringt Follower.

Wechseln wir zur Privatperson Jeannette Graf. Gibt es die überhaupt? Wenn Du privat verreist, hast Du sicher immer die Fashionista-Brille auf?

Ja, leider! Heute und hier (in der Bar 31 im Mandarin Oriental in München) muss ich nachher auch ein paar Fotos machen, weil alles so stylisch ist. Das ist bei mir so verinnerlicht und das Smartphone Fluch und Segen zugleich. Wenn ich privat im Urlaub bin, mag ich es natürlich auch mit Style und das teile ich dann wieder mit meinen Followern. Richtig privat bin ich wohl nie.  

Wenn Du privat unterwegs bist, wo zieht es Dich da hin? 

Ich habe für mich ganz neu Südtirol entdeckt - das liegt von München aus fast vor der Tür und ist einfach wunderschön. Früher dachte ich, da brauche ich unstylishe Bergsteigerklamotten, aber hier findest Du wirklich alles. Wir waren im Sommer durch Zufall auf der Durchreise nach Frankreich dort und fahren jetzt im Herbst schon wieder hin. Ansonsten Südfrankreich und überall, wo es gutes Essen und guten Wein gibt.

Apropos gutes Essen. Deine Lieblingslokale?

Ich teste gern Neues - ganz im Gegensatz zu meinem Mann. Der geht am liebsten und immer ins Brenners. Ich mag die Abwechslung. Hier in München macht gerade viel Neues auf: Das Rocca Riviera am Odeonsplatz zum Beispiel. Da spricht mich Design und die französisch-italienische Fusionsküche an. Heute Abend bin ich eingeladen, in ein Steakhaus. Ich liebe Fleisch - in Maßen und in hoher Qualität. In der Westend-Factory bekomme ich ein sehr gutes, blutiges Steak.

Ihr seid häufig in Südfrankreich. Deine Tipps?

Wir sind meist in St. Tropez - dort ist es klein und fein. Schlecht essen kann man dort überhaupt nicht, da gibt es geballt exzellente Küche. Unser Lieblingslokal heißt Le Girelier, ein Fischrestaurant mit bester Bouillabaisse und frischem Fisch. Von den Hotels empfehle ich das Sezz: stylisch, modern und cool, mit einem tollen Restaurant.

Zu guter Letzt: Macht Dir als Fashionista Shoppen überhaupt noch Spaß?  

Absolut! Ich war heute schon in drei Läden. Ich lebe und liebe Mode. Das war immer schon so. Als ich 15 Jahre alt war, sagte meine Mutter zu mir: „Alles was du kannst, ist, dich zu schminken und vor dem Spiegel die Outfits zu wechseln!“ Und sie hatte Recht! Bis heute…

Liebe Jeannette, herzlichen Dank für dieses informative Gespräch. Wir freuen uns auf viele Deiner Fashion-Tipps für unsere Community!

(Anm. d. Red.: Das Interview wurde im Dezember 2016 geführt.)

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