Ruth Hofmann - Lifestyle-Insider.com

Ruth Hofmann

INTERVIEW

Fußball-Fans kennen sie als fachkundige Moderatorin auf Sport 1. Uns verrät sie, wie sich eine Bierdusche anfühlt und was ihre zweite, große Leidenschaft ist.

19. Mai 2017

Liebe Ruth, Du bist TV- und Eventmoderatorin und arbeitest seit Kurzem auch als Musikerin. Du hast ein Studium der Sportwissenschaften abgeschlossen und Deine Diplomarbeit über „Live-Interviews von Sport-Reportern im TV“ geschrieben...

Das ist richtig. Unter qualitativem Aspekt habe ich Interviews von Sport-Reportern in verschiedenen Sportarten bei unterschiedlichen Sendern untersucht. Welche Art von Fragen nutzen die Interviewer? Wie gehen sie an die Interviews heran? Wie viele Fragen stellen sie? Wann haken sie nach? Ich habe mich schon früh mit dem befasst, was ich später machen wollte.

Du wolltest also immer schon Reporterin und Moderatorin werden?

Ich hatte immer schon eine große Leidenschaft für Sport. Der konkrete Berufswunsch der Sport-Moderatorin ist aber erst während meines Studiums entstanden. Dort habe ich einen Grundkurs in Medien und Kommunikation belegt und dann war schnell klar, wo ich hinmöchte. Ich habe dann bei einem Ausbildungsradiosender in München gearbeitet, erste Erfahrungen in der Radioproduktion gemacht und für das Sportressort meine ersten Field-Einsätze im Eishockey.

Und dann kam Sky Sport?

Ich habe noch ein paar Praktika gemacht, war im Ausland und habe beim Uni-Fernsehen gearbeitet. 2010 habe ich dann bei Sky an einem öffentlichen Moderatoren-Casting mit fast 2800 Bewerbern teilgenommen. Mit meinen Unterlagen kam ich in die vorfinale Auswahl der letzten elf Teilnehmer. Das war dann ein richtiges Casting mit Live-Moderation. Bis ins Finale habe ich es geschafft, als kleines Küken mit 24 Jahren. So ist Sky auf mich aufmerksam geworden und ich habe nach Abschluss meines Studiums dort ein Volontariat in der Sportredaktion bekommen.

Und so kommt man vom Volontariat praktisch nach Wimbledon. Kann man sich das so vorstellen?

Das Volontariat ist die praktische Medienausbildung. Mein damaliger Chef hat mir schon früh gewisse Aufgaben zugetraut und so bekam ich die Chance, als Field-Reporterin mit der Moderatoren-Legende Ulli Potofski nach Wimbledon zu gehen. Ein Riesen-Erlebnis! Wimbledon ist das Mekka des Tennissports. Zwei Jahre war ich dort im Einsatz, habe bunte kleine Geschichten gemacht und war Teil der Abend-Highlight-Sendung „Wimbledon-WG“ – übrigens tatsächlich aus unserer WG. Wir haben oben gewohnt und unten im Wohnzimmer gesendet.

Das „junge Küken“ aus Augsburg in Wimbledon. Ich kann mir vorstellen, da erschließt sich eine neue Welt?

Absolut! Ich bin sehr dankbar und schätze mich glücklich, dass ich einen wirklich spannenden Beruf habe. Ich gehe voll darin auf und weiß auch, dass er mir Zutritt verschafft zu Situationen, Persönlichkeiten, Sendungen, die nicht alltäglich sind. Ich darf mit Fußballgrößen, Sportgrößen zusammenarbeiten und das ist eine Riesen-Leidenschaft.

Wenn wir die Schleife mal zurückdrehen, als Du relativ am Anfang Deiner Karriere warst: Vor welcher Persönlichkeit hattest du am meisten Respekt? Oder muss man einfach loslegen und nicht groß darüber nachdenken?

In Wimbledon dürfen Journalisten zum Dreh für einen gewissen Zeitraum in den Trainingsbereich und da hast du auch die Möglichkeit, die Spieler anzusprechen, weil sie direkt an dir vorbeikommen. Interviews musst du natürlich anmelden, aber wenn du einen guten Draht hast und die Spieler guter Laune sind, dann geht schon was. Da habe ich mal allen Mut zusammengefasst und sowohl Serena Williams als auch Novak Djokovic angesprochen. Damals wollten beide noch nicht stehen bleiben. Sie waren zwar super höflich, aber haben beide gesagt, sie müssen zum Training…

Fußball ist eine traditionelle Männersport-Domäne. Merkt man das heutzutage noch oder ist es ganz normal, dass auch weibliche Moderatorinnen hier aktiv sind?

Was die Akzeptanz anbetrifft, sind wir schon sehr weit gekommen. Bereits in der Generation vor mir gab es ein paar ganz tolle Sport-Moderatorinnen, die in diesem Zusammenhang sehr viel geleistet haben. Trotzdem gibt es noch Vorbehalte. Ich denke aber, dass die Frauen, die momentan erfolgreich in dem Business arbeiten, das nicht nur mit großer Leidenschaft, sondern auch mit einer großen Kompetenz tun.

Wenn Du jetzt mal weiter in die Zukunft blickst: Wo möchtest Du hin? Was sind Deine Ziele?

Letztes Jahr im August bin ich bewusst den Schritt vom Pay-TV ins Free TV zu Sport 1 gegangen. Sky war sozusagen mein Stall. Da habe ich viel mitgenommen und gelernt. Erst als Reporterin, danach 2,5 Jahre als Moderatorin bei Sky Sport News HD. Jetzt habe ich aber eine andere Platzierung. Ich bin in den großen Sportsäulen von Sport 1 als Moderation im Einsatz. In Sachen Bekanntheitsgrad konnte ich noch einmal dazu legen. Das war ein großer Schritt und es macht mir riesig Freude.

Wie geht man eigentlich mit Bierduschen um?

Bierduschen stinken und brennen unfassbar in den Augen. Aber zu Aufstiegsfeiern gehören sie dazu. Beim Aufstieg von Köln etwa. Das war zuhause und die Kölner haben unfassbar gefeiert - eine wahnsinnig gute Stimmung.

Darf eine Sport-Moderatorin einen Lieblingsverein haben?

Wir können alle nicht aus unserer Haut und sympathisieren mit irgendeinem Verein. Schwierig wird es, wenn man zum Hardcore-Fan wird und das für seine journalistische Arbeit nicht abstellen kann. Ich behaupte mal, in meinem Sportumfeld haben die meisten für irgendeine Region oder einen Verein eine Sympathie, allerdings appelliere ich an die journalistische Distanz. Das darf dich in deiner Arbeit nicht einschränken. Selbst wenn du dich insgeheim ärgerst, dass dein Verein verloren hat oder absteigt, musst du in deiner Fragestellung und Bewertung neutral bleiben.

Gibt es eine Person, die Du gerne mal interviewen würdest?

Viele - vor allem von den internationalen Köpfen. Für den Doppelpass arbeite ich mit Thomas Helmer und Thomas Strunz zusammen und habe mit vielen ehemaligen Nationalspielern zu tun. Aber so ein Zinedine Zidane oder ein Gianluigi Buffon wäre schon was. Oder die aktiven Nationalspieler Mats Hummels oder Toni Kroos - die Liste ist lang, auch von Leuten, die da noch kommen…

Jetzt schlagen wir mal die Brücke zu Deiner zweiten Leidenschaft: Das Singen. Du hast im Januar 2017 Deine erste Single rausgebracht -  Curiosity, Neugierde. Wie kamst Du zum Singen?

Singen ist tatsächlich meine Leidenschaft - genauso wie der Sport. Das sind die Hobbys, die ich auch schon als kleines Kind hatte. Ich habe Klavier und Querflöte gespielt und war Sängerin in Schulbands. Mit etwa 14, 15 Jahren habe ich am Klavier meine eigenen Melodien komponiert, Texte geschrieben und dazu gesungen. So sind eigene Songs entstanden, die natürlich nur die Familie gehört hat, weil das Klavier im Wohnzimmer stand. Später hatte ich immer im Hinterkopf, dass ich da eigene Songs habe, die keiner hört -  was ein bisschen verschenkt ist. Ich wollte aber beruflich erst einmal eine Sache gut machen und nicht auf tausend Hochzeiten tanzen. Doch die Musik war immer da. Mittlerweile sind die Schubladen voll mit Songs, ich habe bestimmt 15 eigene Songs zuhause. Und vor einiger Zeit entschloss ich mich dann, das Ganze mit Freunden aus dem Musik-Business voran zu treiben und ein bisschen daran zu basteln. Anfang des Jahres war ich dann soweit. Meine Familie und meine Freunde haben mich unterstützt und gesagt: Mach einfach mal, trau dich! Dann habe ich meinen Song „Curiosity“ in einer Akustik-Live-Version online gestellt und das kam wunderbar an. Für die Branche war das eine große Überraschung mit sehr positiver Resonanz. Jetzt kommt hier gerade wirklich was ins Rollen. Leute aus meinem Umfeld sind auf mich aufmerksam geworden: Mein erstes Live-Konzert mit eigenen Songs fand jetzt im H'ugo's in München statt - vor 100 Leuten. Es war einfach großartig und als ich auf dieser Bühne stand, fühlte ich mich wie zuhause.

Deine Songs komponierst Du selbst und schreibst die Texte. Worum geht es da?

Um das Leben, die Liebe und was einen berührt. Ich habe auch einen Song über meine beste Freundin geschrieben. Das war auch eine starke Message, so wie in „Curiosity“: Finde das Beste in Dir heraus und zeige es der Welt mit einem Lachen. Das passt ganz gut zu mir.

Du machst auch Moderation für Firmenveranstaltungen?

Ja, ich bin am Montag zum Beispiel für Porsche als Event-Moderatorin unterwegs.

Du bist schon ein cooles Gesamtpaket! Du reist viel, bist viel unterwegs, siehst viel - von Wimbledon bis Hamburg. Was ist für Dich persönlich Lifestyle?

Ein relativ natürlicher Lifestyle: Ich bin privat sehr sportlich, tanze gerne. Mir sind mein Freundeskreis und meine Familie unfassbar wichtig und ich genieße das Leben. Ich gehe gerne lecker essen oder auf Partys und Events. Das ist das Schöne an meinem Beruf, ich mag diese zwei Seiten. Auf der einen, bin ich ein umgänglich-natürlicher Mensch. Ich mag es aber auch, in die Show-Welt einzutauchen mit einem schicken Kleid, einem schönen Styling - und dann geht das Fernsehlicht an… Ich mag diese zwei Welten.

Weil Du gerade lecker Essen erwähnt hast - gibt es so ein, zwei Tipps, die Du unserer Community empfehlen kannst?

Ich bin ein großer Italiener-Fan. Das Garbo in Schwabing oder das Mozzamo am Romanplatz sind lecker, ein besonderes Flair hat auch die Bar Centrale im Tal. Ein cooler Insider-Tipp für ein Gläschen Wein ist auch das Flushing Meadows in der Fraunhoferstraße in München - eigentlich ein Hotel. Von außen erkennst du nichts. Du hast nur eine normale Tür, ein kleines Klingelschild und oben im fünften Stock haben die eine Bar mit Terrasse und Blick über München. Es ist relativ klein und cool. Nicht so total schick, aber ein Geheimtipp in München.

Zurück zur Moderation und dem Singen: Du bist zwar noch relativ jung, aber auch schon ein alter Hase in Sachen Moderation. Ist man trotzdem nach wie vor dabei, sich zu überprüfen, kann man Dinge noch weiter verbessern, weiter optimieren?

Ja, es ist ein laufender Prozess. Man muss sich selbst gut reflektieren können. Ich nehme immer noch Coachings, schaue mir meine Sendungen an und bin oft kritisch mit mir selbst. Man kann sich immer weiterentwickeln und man hat selbst Bereiche, die einem mehr oder weniger liegen, wo man noch eine Schippe drauflegen kann.

Wie würdest Du Dich in einem Satz beschreiben und geht das überhaupt?

Das ist echt eine Challenge. Sag doch du mal, wie würdest du mich beschreiben?

Also: Ruth Hofmann ist eine vielseitige, interessierte, sehr offene, ehrgeizige Persönlichkeit, die viel will, viel erreicht hat und in der viele Talente stecken. Man merkt die Begeisterung und Leidenschaft für ihr Tun. Und sie ist dabei authentisch!

Das ist schön. Ja, dem kann ich absolut zustimmen.

In der heutigen Schnelllebigkeit und auch in der heutigen Online-Welt, wird vieles innerhalb von Sekunden ausgeschlachtet. Jetzt verfolgst Du Deine zweite Leidenschaft, das Singen, und machst im Prinzip eine weitere Flanke auf. Man hat nicht nur Freunde draußen, gerade wenn man in der Öffentlichkeit steht, sondern es gibt leider Personen, die teilweise in der Anonymität anders agieren - wie geht man damit um?

Eine sehr interessante Frage, die gerade aktuell ist bei mir. Ich finde die Online-Welt an sich toll und immer eine gute Chance, sich zu vernetzen. Auf meinen Kanälen merke ich, dass die Leute das unterstützen, was ich mache. Es gibt ganz viele, die mir Zuspruch geben und die ich mit meiner zweiten Seite richtig begeistere. Natürlich habe ich dadurch, dass ich jetzt eben diese zweite Flanke aufgemacht habe, nicht nur Befürworter. Und die nutzen gerne die Online-Medien, um ihren Unmut irgendwie kundzutun. Da muss man sich ein dickes Fell zulegen. Es ist nicht leicht und geht schon ein bisschen an die Nieren. Ich schütze mich teilweise einfach davor, indem ich nicht alles lese.  

Also ist das Rezept, sich abschotten und nicht einzelne negative Dinge raus zu picken?

Musik ist eine Geschmackssache und es ist vollkommen in Ordnung, wenn sie nicht den Geschmack jedes einzelnen trifft. Wobei hier nicht immer sachlich argumentiert wird. Aber es ist auch spannend zu sehen, wenn die Menge plötzlich anfängt, drüber zu diskutieren und es Pro und Contra gibt. Man muss lernen, sich nicht davon beeinflussen zu lassen. Man kriegt ja auch enorm viel positive Resonanz und das darf man nicht vergessen.

Ein guter Punkt und ich bin mir sicher, Ruth Hofmann wird ihren Weg gehen. Dafür wünschen wir Dir alles Gute und vielen lieben Dank für das Gespräch!

 

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